Geschichte der Country-Musik

„I walk the line“, sang der König der „Country“-Musik, Johnny Cash, der als vorheriger Gospel-Sänger noch etliche Absagen bekam, wenn er mit seiner Gitarre aufkreuzte. „Country“ blieb letztendlich ein amerikanisches Ding, weil in diesem Musikstil jene Atmosphäre verkörpert war, die die so typische, südliche Landschaft Amerikas ausmachte. Fast könnte man sagen, dass „Country“ in den USA das ist, was in Deutschland beispielsweise der „Schlager“ ist. Im Grunde ist „Country“ aber ein künstlich kreierter Begriff und vereint unterschiedliche Musikstile, die alle in einen großen Topf geworfen wurden. Vornehmlich diente diese Variante dem Marketing und der Verbreitung dieses Genres. Seine Wurzeln hat „Country“ nicht einmal direkt in Amerika, sondern vielmehr in Irland, Schottland und England. Denn von dort kamen die frühen Einwanderer mit ihren Liedern, die mit einfachen Instrumenten begleitet wurden, darunter die Gitarre, das Banjo, die Geige, das Akkordeon oder die Mundharmonika. Die meisten von ihnen ließen sich in Tennessee oder Kentucky nieder, in den Sümpfen von Louisiana und in Texas. Aus böhmischen Walzern und Polkas, altfranzösischen Volksliedern, irischen und schottischen Reels und afroamerikanischer Musik, also einer großen Vielseitigkeit an Musikstilen, entwickelte sich in den Südstaaten die Vorform des „Country“. Während in Amerika der Boom der Schallplattenindustrie und Radioübertragungen einsetzte, wurde „Country“ erst in den Zwanzigern populär und fand schnell Begeisterung bei den Zuhörern. Noch hatte das Genre nicht die eigentliche Bezeichnung, war höchstens als „Hillbilly“-Musik bekannt. Erst mit den Einflüssen von anderen Musikstilen wurde daraus das klassische „Country“. Besungen wurden dabei amerikanische Ereignisse und Lebensumstände, gepaart mit Solo-Einlagen, die häufig auch humoristisch angelegt waren. Eine der ersten „Country“-Vertreter war die „Carter Family“, die mit Zuhilfenahme des „Blues“ zu einem ganz eigenen Stil fand. Auch der ehemalige Eisenbahnarbeiter Jimmie Rodgers verwendete „Blues“ als Element seiner Musik, inspiriert durch die afroamerikanischen Arbeitskollegen. Auf einmal war der Musikstil in aller Munde und etliche Musiker und Kleinkünstler suchten in den Boom ein- bzw. aufzusteigen. Da sah man dann auf einmal singende Cowboys und kostümierte Bauern mit Strohhut auf der Bühne, texanische Landarbeiter und Hinterwäldler, deren Beliebtheit dann auch im Film Widerhall fand. Der „Western“ und die dazugehörige Musik wuchsen zum amerikanischen Lebensstil heran. Der Farmer Bob Wills entsprach diesem romantischen Bild und er ritt z. B. mit seinem Pferd zu den Konzerten. Der Gitarrist seiner Band machte dann den berüchtigten „Steel-Guitar“-Sound bekannt. Bald flossen auch „Jazz“- und „Swing“-Elemente ein, dienten der Unterhaltung in Kneipen und auf Festen. In den Vierzigern wurden ganze Fernsehsendungen um „Country“ kreiert. Hank Williams, Pete Seeger oder Ernest Tubb traten auf die Bühne. Neben dem leicht oberflächlichen Stil machte sich der anspruchsvollere und schwierig zu spielende „Bluegrass“ einen Namen. Durch die Beliebtheit des „Rock ’n‘ Roll“ musste „Country“ wieder aufgefrischt werden, da das Interesse schnell abflaute. Weniger Gefiedel, mehr „Pop“ wurde eingebaut, doch die Originalität ging dabei stückweise verloren. Nur Johnny Cash und Chat Atkins kämpften gegen die Krise an und hatten großen Erfolg. In den Sechzigern, in einer Zeit, die rasche Veränderungen mit sich brachte, diente „Country“ dann auch als Botschaft. Besonders Bob Dylan nutzte diesen Musikstil für seine musikalisch poetische Kritik. „Country“ zersplitterte in etliche Varianten, viele Interpreten schufen neben dem eigentlichen Stil ihrer Musik auch Alben, die speziell auf „Country“ abgestimmt waren, darunter z. B. Ray Charles. Jener authentisch erdige, aus vielen Einflüssen zusammengeschusterte Musikstil blieb amerikanischer Ausdruck und galt schließlich als erzkonservativ, mit in Nashville weichgespülten und an den Mainstream angepassten Klanggerüsten. Dennoch fanden Songs dieser Musikrichtung auch über die Grenzen hinaus Anklang und hatten Einfluss auf andere Musikrichtungen. Erfolgreich waren u. a. die am „Country“ orientierten Songs von Kris Kristofferson.

Biografien bekannter Country-Musiker